Der viertplatzierte der Regionalliga West, der 1. FC Kaan-Marienborn, erklärte am Donnerstag (23. März 2023) in einer ausführlichen Pressemitteilung seinen Rückzug in die Kreisliga C.
Der Inhalt der Erklärung kurz zusammengefasst: die Siegener können den steigenden Ansprüchen der Regionalliga nicht mehr gerecht werden - allen voran infrastrukturell.
Nach dem RevierSport noch am Donnerstagabend mit Kaan-Erfolgstrainer Thorsten Nehrbauer sprach, haben wir am Freitagmorgen mit zwei Spielern des Tabellenvierten gesprochen.
Die Nummer eins Robert Jendrusch (26), ein absoluter Leistungsträger der Mannschaft, ist genauso enttäuscht wie Kapitän und Eckpfeiler Markus Pazurek. Der 34-Jährige ist mit zehn Toren sowie sechs Vorlagen in 25 Spielen auch der beste Scorer im Team des 1. FC Kaan-Marienborn. Und: Während Jendrusch nur bis zum Saisonende an die Siegener gebunden ist, steht Pazurek eigentlich bis zum 30. Juni 2024 im Klub unter Vertrag.
Aber wir sind uns einig: Ab sofort muss jeder auch eine Ego-Schiene fahren. Jeder muss für sich selbst Eigenwerbung betreiben. Deshalb werden wir auch Vollgas geben und eine Jetzt-Erst-Recht-Stimmung einläuten
Robert Jendrusch
Robert Jendrusch: "Natürlich rumorte das Thema schon seit einiger Zeit in der Mannschaft. Der Fußball ist einfach auch ein bisschen Buschfunk. Auch, wenn das alles jetzt nicht mega überraschend kam, ist die Enttäuschung riesengroß. Wir wurden jetzt am 23. März vor vollendete Tatsachen gestellt. Wir haben uns danach auch in der Mannschaft unterhalten. Es hat aber niemand geweint oder ist ausgerastet. Ich denke, dass das jeder jetzt mit sich ausmacht, weil auch jeder Einzelne über seine Zukunft nachdenkt. Für mich war sowieso klar, dass ich den Verein im Sommer verlasse.
Dass das alles nach der bisher erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte passiert, ist echt bitter. Aber wir sind uns einig: Ab sofort muss jeder auch eine Ego-Schiene fahren. Jeder muss für sich selbst Eigenwerbung betreiben. Deshalb werden wir auch Vollgas geben und eine Jetzt-Erst-Recht-Stimmung einläuten. Der Wille, der Charakter dieser Mannschaft sind riesengroß.
Für mich persönlich gibt es einige Anfragen und ich stehe bei diversen Klubs unter Beobachtung. Mein Ziel sind zur kommenden Saison die ersten drei Profiligen oder das Ausland."
Es ist auch nicht meine Aufgabe das zu beurteilen, aber es tut weh mit anzusehen wie alles weggeschmissen wird
Markus Pazurek
Markus Pazurek: "Der Zeitpunkt der Bekanntgabe hätte früher passieren sollen. Es wurde uns aber gesagt, dass es nicht früher ging. Ich zum Beispiel besitze einen Vertrag bis Sommer 2024 und habe mich bislang überhaupt nicht mit anderen Vereinen beschäftigt. Das werde ich nun tun müssen. Ich bin ein Mensch der Sicherheit braucht, diese habe ich aktuell nicht.
Dass der Verein jetzt alles so wegschmeißt, was er sich in den letzten zwei Jahren aufgebaut hat, ist wirklich einfach nur traurig. Wir sind aufgestiegen und haben vor 10.000 Zuschauern im Leimbachstadion gegen den 1. FC Nürnberg im DFB-Pokal gespielt. Auch hier hat man deutlich gespürt, wie sehr das Siegerland nach top Fußball lechzt.
Im Endeffekt ist das Ganze meiner Meinung nicht an der Infrastruktur gescheitert. Aber das werden die betroffenen Personen auch wissen. Es ist auch nicht meine Aufgabe das zu beurteilen, aber es tut weh mit anzusehen wie alles weggeschmissen wird.
Bis zum Saisonende mache ich mir um uns keine Sorgen. Wir sind keine Mannschaft, sondern eine Familie. Das habe ich immer wieder betont. In den restlichen Spielen werden wir alles versuchen, damit man noch mehr die Bedeutung dieses Teams anerkennt und noch mehr bezüglich des Rückzugs mit dem Kopf schüttelt."